„Engineers of Emotion“ – die Frauscher Erfolgs-Story
Als Engelbert Frauscher im Jahr 1927 eine „Bootbauerei“ an der Alten Donau in Wien gründete, hätte er wohl nie zu träumen gewagt, dass der Name Frauscher mehr als 90 Jahre später mit Premium Motorbooten, Elektrobooten und Yachten immer wieder neue Maßstäbe im internationalen Bootsbau setzt.
Frauscher gilt als innovativste familiengeführte Bootswerft in Europa.
Das Headquarter ist nach wie vor in Österreich, in Ohlsdorf. Dort trafen wir Mag. Stefan Frauscher zum ganz persönlichen Interview, in dem er Einblicke in die beeindruckende Firmengeschichte, das Markenversprechen, die Visionen und Expansions-Maßnahmen gab. Und: er stellte uns die neueste Frauscher vor: FRAUSCHER 1212 GHOST.
Von Wien an den Traunsee, wie kam das, Herr Frauscher? Wie begann die Frauscher-Story?
„Wir Frauschers sind Oberösterreicher. Mein Großvater, Engelbert Frauscher, wurde 1903 in Aspach im oberösterreichischen Innviertel geboren. Nach seiner Tischlerlehre hatte er bereits die ersten Erfahrungen im Bootsbau gesammelt und gespürt, dass das seine Berufung ist. Der Zufall hat ihn nach Wien gebracht, wo er eine „Bootbauerei“ an der Alten Donau übernahm. Mit seinem handwerklichen Können baute er Ruder- und Segelboote, darunter auch zwei Olympia-Jollen für den Österreichischen Segelverein, die bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 zum Einsatz kamen. Doch die Wirren des zweiten Weltkriegs trafen auch unsere Familie hart: bei einem Bombenangriff wurden die Werkstatt und die Wohnung stark beschädigt, mein damals erst 17-jährige Onkel Kurt wurde eingezogen und galt nach dem Kriegsende als vermisst. Die Familie übersiedelte mit den beiden jüngeren Söhnen Ernst und Hans zu Verwandten nach Geinberg – zurück nach Oberösterreich. Die Nachkriegszeit brachte dann die positive Wende: die amerikanischen Besatzer hatten ihr Oberkammando in Gmunden; sie hatten auch den Yachtklub übernommen und suchten dringend einen Bootbauer, der die Wartung der Boote übernehmen konnte. Das war DIE Chance für meinen Großvater Engelbert und er nutzte sie brilliant. Nach Abzug der Amerikaner stand die Werft günstig zum Verkauf. Auch diese Chance nutzte er. In seiner eigenen Frauscher-Werft übernahm er nun Reparaturen, baute kleine Ruderboote und begann wieder mit O-Jollen. Seine Frau Fanny war seine Finanzverwalterin. Der Aufstieg begann, als mein Großvater auch noch die Ruderbootvermietung zukaufte. In dieser Zeit baute er die ersten Holz-Elektroboote, zwei Kiel-Zugvögel aus eigener Werft kamen dazu und eine Wasserskischule wurde gegründet. Mein Vater Hans, ein begeisterter Wasserskifahrer, der viele Titel in Serie eroberte und sein Bruder Ernst stiegen ins Unternehmen ein. Der Betrieb florierte! Ruderboote und Holzelektroboote liefen vom Stapel und die ersten Motorboote „Fish“ und „Starfish“ ergänzten die Palette. Mein Vater Hans und meine Mutter Dorothea gründeten eine erfolgreiche Segelschule und errichteten ein zweites Bootshaus. 1971 begann eine neue Ära: mein Vater Hans hatte die großartige Idee, Polyesterboote zu bauen. Mit dem Verbot der Motorboote auf dem Traunsee trat unser Elektroboot den Siegeszug an. In den folgenden Jahren verließen mehrere hundert Boote die 1976 neu errichtete Werft in Moosham, Gmunden. Viele davon sind heute noch im Einsatz (und lächelt stolz). Tja, und der Erwerb der H-Boot-Lizenz vom finnischen Segelverband im Jahr 1979 war ein weiterer Meilenstein in der Firmengeschichte. Das beliebte Boot wurde über 600 Mal verkauft und brachte auch große sportliche Erfolge mit sich: mein Vater wurde 1982 mit diesem Boot Weltmeister. Ich trat später in seine Fußstapfen und bin 3-facher Weltmeister.“
Und nun ist die dritte Generation am Ruder. Wer macht was? Wie funktioniert das?
„Stimmt, wir sind nun die dritte Generation: mein Bruder Michael, meine Cousine Andrea und ich führen gemeinsam das Unternehmen. Michael, ein geprüfter Bootsbauer, ist für die Produktion und Entwicklung zuständig, Andrea kümmert sich hauptsächlich um unseren Hafen in Gmunden und ich bin für Marketing und Verkauf in der Geschäftsführung zuständig. Zusätzlich haben wir mit Andreas Ahamer einen sehr kompetenten Geschäftsführer für Finanzen, Einkauf und HR. Wir sind ein starkes Team und leben den Frauscher-Spirit. Wir haben ihn ja in die Wiege gelegt bekommen.“
Der „Frauscher-Spirit“?
„Jedes Modell, das unsere Manufaktur verlässt, trägt den Frauscher-Spirit in die Welt hinaus und zeigt, worauf wir Wert legen: auf ausgezeichnetes Design, eine unvergleichlich dynamische Formensprache, edle Materialien, neue Technologien, höchsten Komfort und natürlich lebendige Handwerkstradition. Wir sehen uns als engineers of emotion. Das ist unser Markenversprechen!“
Sie sind ja alle drei in ein bereits florierendes Unternehmen eingestiegen. Gab es auch eine wirklich große Herausforderung?
„Aber sicher; und nicht bloß eine! Aber eine Herausforderung ist auch immer eine Chance! Zum Beispiel der Brand in 2001. Dabei wurden das komplette Bootshaus und 60 Boote zerstört. Binnen eines Jahres erbauten wir das neue Bootshaus, das nun das Gesamtbild des Frauscher-Hafens prägt. Oder die wirtschaftliche Krise in 2012: wir investierten da gerade, bauten eine moderne Werft in Ohlsdorf und starteten mit unseren Expansionsplänen im Luxussegment.“
Expansionspläne? Luxussegment? Wie darf ich das verstehen?
„Jene Produkte zu bauen, die perfekt die Bedürfnisse unserer Zielgruppen entsprechen, zum Beispielunser größtes Modell die 1414 Demon; und als Ansprechpartner vor Ort zu sein, wo sie sich befinden, wie zum Beispiel auf Mallorca, in Südfrankreich oder in Miami. Der österreichische Markt ist einfach zu klein. Aber alle Boote sind Made in Austria, darauf sind wir besonders stolz.“
Sie haben eingangs ganz stolz die neue Frauscher 1212 Ghost erwähnt. Was ist das Besondere an diesem Boot?
„Es ist das neue Herzstück der Frauscher-Reihe – mit einem atemberaubenden 39-Fuß-Design. Mutig und elegant. Getestet und für SPEKTAKULÄR befunden! Die 1212 Ghost wurde am Gardasee im Testzentrum der Cantiere Nautico Feltrinelli bei 1,5m hohen Wellen gefahren und konnte mit 48 Knoten überzeugen! This ghost is not a tale, so der Designer Stephan Everwin. Die Zielsetzungen waren puristische, sportliche Proportionen, perfekte Fahreigenschaften, großzügige Sitz- und Liegeflächen und das alles mit 2×430 PS und einer Reichweite von bis zu 300 Meilen. Die 1212 Ghost wurde übrigens bereits für zwei der wichtigsten Auszeichnungen in der Bootsbranche nominiert: für den BOB-Award(Anm: Best of Boats International – FINALIST 2020) und den European Powerboat of the Year Award .“
Wir gratulieren ganz herzlichen und bedanken uns für das spannende Gespräch!
Die Frauscher Bootswerft im Überblick:
- www.frauscherboats.com
- Hauptsitz: FRAUSCHER BOOTSWERFT GmbH & Co KG, Betriebspark Ehrenfeld 3
4694 Ohlsdorf - Kontakt: + 43 7612 6 36 55 – 0, frauscher@frauscherboats.com
- Sortiment: Premium Motor- & Elektroboote
- Export: 80 %
- Niederlassungen: Port Adriano auf Mallorca, Port Grimaud in Süd-Frankreich, Miami in den U.S.A.
- Gründungsjahr 1927
- Umsatz 2019: 19,4 Mio. EUR
- ca. 70 Mitarbeiter